Eishockey-WM Deutsche Frauen sorgen in Kanada für Furore
Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft der Frauen ist mit dem Ziel Klassenerhalt zur Weltmeisterschaft nach Kanada gereist. Jetzt steht sie völlig überraschend im Viertelfinale.
Das Ziel ist erreicht, jetzt kommt die Kür. Bloß nicht absteigen - das war die Devise der deutschen Eishockey-Frauen vor der Weltmeisterschaft im kanadischen Brampton. Das Ziel Klassenerhalt hat das Team erreicht - und das nicht knapp, sondern mit Bravour.
Nach Siegen gegen Schweden (6:2), Frankreich (3:0) und Ungarn (2:1) reichte es in der Gruppe B zu Platz zwei und zum Viertelfinaleinzug. Dort geht es gegen die USA, einen der Topfavoriten. Nur gegen Finnland (0:3) hatte es eine Niederlage gegeben. Bei der A-WM im Vorjahr hatte das Team erst in letzter Sekunde den Abstieg knapp verhindert.
Vor dem Start sehr pessimistisch
"Es wird enorm schwer, die Klasse zu halten. Mehr ist zurzeit auch nicht drin", hatte Sportdirektor Christian Künast vor dem Turnierbeginn gesagt: "Die Viertelfinal-Qualifikation wird sehr schwer werden, da bin ich ganz ehrlich." Der Grund: Das deutsche Frauen-Eishockey hat strukturelle Probleme. Gerade mal sieben Teams spielen in der Bundesliga, einen Unterbau gibt es nicht.
"Tut dem Frauen-Eishockey sehr gut"
Jetzt, nach dem Abschluss der Vorrunde mit drei Siegen, ist die Laune besser. "Das Team hat bislang über das gesamte Turnier einen gelungenen Auftritt hingelegt und sich verdient für das Viertelfinale qualifiziert. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und tut dem Frauen-Eishockey sehr gut", sagte der DEB-Sportdirektor nach dem Sieg gegen Ungarn.
Hoch zufrieden ist auch DEB-Vizepräsident Andreas Niederberger: "Die Mannschaft hat bisher ein wirklich sehr gutes Turnier gespielt, mit drei Siegen aus vier Spielen. Aber nicht nur die Ergebnisse, auch das gesamte Auftreten hat mir sehr gut gefallen. Wir können uns unter dem Strich über eine sehr gute Weltmeisterschaft unserer Frauen-Nationalmannschaft freuen."
Spielerisch und kämpferisch überzeugt
Die Mannschaft von Trainer Thomas Schädler überzeugte spielerisch und kämpferisch und brachte die Gegnerinnen vor allem durch ein aggressives Forechecking immer wieder in Verlegenheit.
Vor allem der Sieg gegen die Schwedinnen war nicht eingeplant. "Natürlich bin ich sehr stolz auf die ganze Mannschaft und den ganzen Staff nach diesem super Sieg gegen die Schwedinnen", sagte Bundestrainer Schädler: "Wir hatten uns vorab einen Plan zurechtgelegt, wie wir das Spiel gestalten wollen, und das hat sehr gut funktioniert."
Verteidigerin Tanja Eisenschmid fehlt
Dabei muss Schädler in Kanada auf eine seiner besten Spielerin verzichten. Die erfahrene Verteidigerin Tanja Eisenschmid, die im Vorjahr für den Klassenerhalt gesorgt hatte, konnte nicht mitreisen. Eisenschmid war im letzten Gruppenspiel der WM 2022 gegen Gastgeber Dänemark nach 59:59 Minuten das 3:2 gelungen.
Internationale Erfahrung
Insgesamt 23 Spielerinnen (drei Torhüterinnen, sieben Verteidigerinnen, 13 Stürmerinnen) stehen in Schädlers Kader. Mit dabei sind auch sechs Spielerinnen von US-Colleges: Sandra Abstreiter (Providence College), Nina Jobst-Smith (University of Minnesota), Luisa und Lilli Welcke (Maine University), Sonja Vogt (St. Cloud University) und Nina Christof (Rensselaer Polytechnic Institute).
Deutschlands Celina Haider (r) traf gegen Schweden doppelt.
Auch Tabea Botthof (SDE Hockey/Schweden), Heidi Strompf (HC Presov/Slowakei), Marie Delarbre, Nicola Eisenschmid (beide Djurgarden Stockholm/Schweden) und Bernadette Karpf (Leksands IF/Schweden) bringen internationale Erfahrung und Härte mit.
Jetzt gegen die USA
Im Viertelfinale geht es jetzt am Donnerstag (13.04.2023) um 19.30 Uhr deutscher Zeit gegen die USA, das deutsche Team ist krasser Außenseiter. "Alles in allem, hat mein Team eine wirklich gute Vorrunde gespielt und jetzt freuen wir uns aufs Viertelfinale. Wir erwarten ein sehr schweres Spiel, aber wir sind bereit dafür und werden uns wieder eine entsprechende Taktik zurechtlegen", so Schädler. Für einen Sieg gegen die USA müsse "alles passen". Das beste WM-Ergebnis eines deutschen Teams war ein vierter Platz bei der WM 2017 in Plymoth (USA).
Dass Deutschland als Zweiter der Gruppe B gegen einen der Topfavoriten ran muss, liegt am Modus. Die WM wird in zwei Gruppen gespielt. Alle fünf Teams der stärkeren Gruppe A ziehen ins Viertelfinale ein, dazu erreichen die besten drei Mannschaften der Gruppe B die K.o.-Runde. Deutschland liegt im offiziellen Ranking deshalb nur auf Platz sieben.
Eisenschmid: "Einfach weitermachen wie bisher"
Stürmerin Nicola Eisenschmid geht guter Dinge ins Spiel gegen die USA: "Ich denke, dass wir einfach weitermachen wie bisher. Dass wir viel Druck auf die Gegnerinnen ausüben und dass wir einen guten Forecheck fahren. Da machen wir einfach weiter, bringen die Schüsse aufs Tor und dann funktioniert das schon." Und auch wenn es nicht klappen sollte, erhofft sich DEB-Sportdirektor Künast jetzt schon einen Impuls für das deutsche Frauen-Eishockey: "Wir können positiv in die Zukunft schauen."