Vor dem DEL-Start Kölner Haie wollen mit Startrainer Jalonen zurück zu altem Glanz
Kein Eishockey-Klub lockt mehr Fans an als die Kölner Haie. Doch sportlich lief zuletzt wenig. Nun soll es auch auf dem Eis klappen - mit dem finnischen Taktiker Kari Jalonen.
Wer am Wochenende in Köln zum Eishockey möchte, sollte sich beeilen. Es gibt nur noch ein paar Restkarten für den Saisonauftakt der Haie am Freitag (19.30 Uhr) gegen die Eisbären Berlin. Und auch am Sonntag (16.30 Uhr) gegen die Adler Mannheim dürfte es wieder voll werden in der Arena.
Es scheint also einfach so weiterzugehen wie in der Vorsaison der Deutschen Eishockey Liga (DEL), als die Kölner mit 16.993 Fans im Schnitt einen Rekord aufstellten - für ganz Europa. Dabei wollte die Leistung auf dem Eis nicht ansatzweise dazu passen. Nur Platz acht nach der Hauptrunde, schnelles Aus in den Playoffs.
Spötter sagen zwar: Ergebnisse sind in Köln zweitrangig. So lange es Kölsch und was zum Schunkeln gibt, sei die Halle voll. Aber das stimmt natürlich nicht, auch die Haie-Fans sehnen sich nach einem Pokal im Konfettiregen. Vielleicht gar mehr als alle anderen Fangruppen in der DEL. Seit 22 Jahren warten die Kölner auf ihre neunte Meisterschaft.
Am Wochenende haben sich Mannschaft und Publikum bei der Saisoneröffnung auf den nächsten Versuch eingestimmt. Und da kamen so viele Fans, dass der neue Trainer Kari Jalonen gleich mal sein Handy zückte und ein Selfie machte. Sonst glaubt einem daheim in Finnland nachher niemand, was hier bereits los ist, wenn die Haie eine Bühne auf den Parkplatz ihrer Trainingshalle stellen.
Kari Jalonen - großer Name, große Teams, große Erfolge
Jalonen ist an dem aufgefrischten Hype nicht ganz unschuldig. Er ist der neue große Name unter den 14 DEL-Trainern. Manche hielten den 64-Jährigen bei seiner Verpflichtung im Frühsommer gar für zu groß. Einer, der in Finnland und der Schweiz sechs Meisterschaften gewann? Der in Russland trainierte und die Nationalteams von Schwergewichten wie Finnland und Tschechien verantwortete? So einer kommt eigentlich nicht in die DEL. Erst recht nicht zu einem Team, das zuletzt häufiger die Playoffs verpasste, als es das Halbfinale erreichte.
Nun ist Jalonen aber da. Und wer ihn trifft, erlebt keinen Mann, der sich oder die Aufgabe in Köln für zu groß hält. Der Finne ist die Ruhe selbst. Druck habe man im Profisport ja immer: "Niemand kann ihn sehen, aber alle können ihn fühlen. Die Frage ist, wie du damit umgehst." Er selbst anscheinend gelassen. Ob Sieg oder Niederlage - er könne "immer gut schlafen".
Warum er das künftig in Deutschland macht? Er sei "sehr interessiert daran, die Eishockey-Welt zu sehen". In der DEL hatte er noch nie gearbeitet, also sei das "meine erste Option" gewesen. Sein Plan: "Neue Liga, neue Spieler, ein neuer Klub, eine neue Stadt, ein neues Land - alles sollte neu sein. Jetzt bin ich sehr glücklich, hier zu sein."
Ruhig, sachlich, detailversessen
Das beruht auf Gegenseitigkeit. Dabei ist Jalonen ganz anders als Vorgänger Uwe Krupp. Der gebürtige Kölner war schon als Spieler ein Volksheld, und vor allem ist er bühnentauglich, Krupp kann mitreißend erzählen. Jalonen dagegen wägt ab, redet deutlich langsamer. "Man merkt", sagte Kapitän Moritz Müller jüngst dem "Express", "dass der Coach ein Finne ist, eher ruhig und sachlich, aber sehr fokussiert. Er ist ein großer Eishockey-Fachmann, der sehr viel Wert auf Details legt."
Die Frage ist: Wird es in Köln nun auch auf dem Eis ruhiger? Wird man sehen, dass der neue Trainer aus einer Eishockey-Schule kommt, die eher für ein 2:1 statt für ein 6:5 steht? Unter Krupp spielten die Haie nordamerikanisch: schnelles Umschalten, tief statt quer, hinterherrennen, checken, Zweikämpfe gewinnen, Pucks zum Tor. Das war meist spektakulär, die Kölner stellten eine der besseren Offensiven der Liga, aber sie kassierten halt zu viele Tore.
Unter Jalonen soll das anders sein. Aber er wehrt sich gegen das Klischee, dass ältere finnische Trainer langweiliges Defensiv-Eishockey spielen lassen. Und in der Tat: In der Vorbereitung sahen die Haie zwar kompakter aus, aber sie gingen immer noch mit mehreren Spielern in den Forecheck.
Ein Unterschied aber: Nicht selten ist den Kölnern Puckbesitz nun wichtiger als Raumgewinn. Sie würden die Scheibe "nicht oft wegschenken", sagt Stürmer Maximilian Kammerer. Zudem seien sie "extrem variabel", könnten "auch im Spiel das System öfters wechseln".
Kölner Haie geben sich kleinlaut
Das hat sie all ihre Testspiele gewinnen lassen. Allerdings standen sie keinen Topteams gegenüber. Die Auftaktgegner aus Berlin und Mannheim sind andere Kaliber, zählen zu den Favoriten auf die Meisterschaft. Im Gegensatz zu den Kölnern, denen das aber ganz recht ist.
Auffallend kleinlaut präsentierten sich die Haie zuletzt. Diesmal nahm keiner das M-Wort in den Mund. Auch Jalonen war nach dem letzten Test zurückhaltend. Sein Team habe jetzt ein "gutes Selbstvertrauen, um in die Saison zu starten", aber es gebe "noch viel Arbeit zu tun".
An den Ansprüchen ändert das natürlich nichts. Die Kölner wollen wieder mehr sein als ein Altmeister, der zwar Zuschauerrekorde verkündet, zuletzt aber nicht mal mehr mit Bremerhaven oder Straubing mithalten konnte. Auch sportlich sollen die Haie wieder zu den Großen der DEL gehören. Einen Trainer mit großem Namen haben sie jetzt.