Darts-WM Clemens scheitert im Halbfinale, van Gerwen souverän
Deutschlands Shootingstar Gabriel Clemens hat den Einzug ins Finale der Darts-WM verpasst. Der Saarländer hielt am Montag (02.01.2023) lange mit, musste sich dann aber Michael Smith aus England mit 2:6 geschlagen geben. Smiths Gegner im Finale ist der Niederländer Michael van Gerwen, der seinen Gegner Dimitri van den Bergh mit einem "white wash" abfertigte.
Am Tag nach der Niederlage zeigte sich Gabriel Clemens als fairer Verlierer: Der Engländer habe "eine Klasse besser" gespielt und daher "absolut verdient gewonnen", schrieb der 39-Jährige aus Saarwellingen bei Instagram.
"Vielen Dank für alles, was ich jetzt die letzten 14 Tage erleben durfte", verkündete "Gaga". Neben seiner Enttäuschung über den verpassten Einzug ins Finale am Dienstagabend sei er "auch zufrieden mit dem, was ich die letzten Partien gespielt habe".
Die Zufriedenheit dürfte auch den Abend der Niederlage mit einschließen. Wie in den Tagen zuvor waren auch am Montag hunderte deutsche Fans im Alexandra Palace. Während Lokalmatador Smith schon beim Einlauf vereinzelt Pfiffe kassierte, wurde der deutsche Außenseiter ab Satz eins mit "Oh, Gabriel Clemens"-Gesängen gefeiert.
Clemens nutzt Smith-Schwäche eiskalt aus
Der favorisierte Michael Smith beeindruckte von Beginn an mit einer Reihe von 180ern - aber nur die Zuschauer, nicht aber "Gaga" Clemens. Zwar ging Satz eins schnell an Smith. Doch Mitte des zweiten Satzes leistete sich der Weltranglistenvierte seine erste Schwäche: Statt mit der Doppel-15 den zweiten Satzgewinn perfekt zu machen, warf der Engländer drei "Fahrkarten". Clemens war sofort da, holte sich das Leg und schaffte wenig später mit einer Doppel-16 den Satzausgleich.
Beim Stand von 1:1 im dritten Satz setzte Smith einen Wirkungstreffer: Er beendete das dritte Leg mit einem High-Finish von 144 Punkten. Doch der Saarländer spielte weiter unerschütterlich: Konter der 180 von Smith. Diesmal war es der bärtige Brite, der Clemens' Fehlwurf auf die Doppel-20 ausnutzte und den dritten Satz zumachte.
Keine groben Schnitzer
Klares Anzeichen für das hohe Niveau dieses ersten Halbfinals der WM 2023 im "AllyPally": Bis zum fünften Satz gelangen nur im zweiten Durchgang ein Break und ein Rebreak. Nachdem Clemens den vierten Satz holte, zog Smith dann aber schnell auf 2:0 nach Legs davon und stellte in Rekordzeit auf 3:2 Sätze.
Der 39 Jahre alte Deutsche ließ sich wieder nicht richtig abschütteln, verfehlte aber in den wichtigen Passagen desöfteren einen hohen Score. Das nutzte der sieben Jahre jüngere Smith und platzierte hohe Punktergebnisse. Am Ende standen 19 180er beim Briten zu Buche - die Maximalzahl pro Versuch.
Satz Nummer 6 an Smith
Der Gewinn des 6. Satzes war der Knackpunkt der Partie. Clemens verlor seinen Satzanwurf, schnell lag er auch im siebten Satz mit 0:2 zurück. Zwar ackerte der Deutsche sich noch einmal zurück, doch auch die siebte Runde ging an den Mann mit dem Hahnenkamm. Clemens hielt sein Niveau, aber Smith agierte weiter überragend und gab dem Deutschen so gut wie keine Möglichkeiten, zu breaken.
Der Engländer holte sich schnell den siebten und machte souverän auch den achten Satz zum 6:2 zu. Damit zog Smith zum dritten Mal nach 2019 und 2022 ins WM-Finale ein. "Michael Smith hat verdient gewonnen. Er hat mich immer vor schwierige Aufgaben gestellt", sagte Clemens nach der Partie bei "Sport1": "Er hat mich mit 180ern und 140ern bombardiert. Jetzt ist die Enttäuschung da, aber der bessere Spieler hat heute gewonnen."
19. der Weltrangliste und noch ein Rekord
Der "German Giant", wie der 1,91 Meter große Deutsche in der Vereinigung PDC genannt wird, reist mit einem Preisgeld von 112.000 Euro nach Hause. Er steht nach der WM in der Weltrangliste auf Rang 19 und damit so weit oben wie noch nie ein deutscher Dartsspieler zuvor. Mit elf 180ern innerhalb eines WM-Matches stellte Clemens auch einen neuen deutschen Rekord auf.
Van Gerwen zweiter Finalist
Am späten Montagabend machte der niederländische Dartsstar Michael van Gerwen den Einzug ins Finale perfekt. "MVG" deklassierte Dimitri van den Bergh aus Belgien mit 6:0.
Michael Van Gerwen jubelt
Das letzte Match um den WM-Titel beginnt am Dienstag (03.01.2023) um 21 Uhr. Der Sieger wird nicht nur 500.000 Pfund (rund 565.000 Euro) sowie die 25 Kilogramm schwere Sid Waddell Trophy gewinnen, sondern auch die neue Nummer eins der Welt. Diesen Status wird der Waliser Gerwyn Price einbüßen. Für van Gerwen wird es nach 2013, 2014, 2017, 2019 und 2020 bereits das sechste Finale beim größten und höchstdotierten Turnier der Welt. Nur Rekordchampion Phil Taylor (England) hat mehr PDC-WM-Endspiele absolviert als der Niederländer.