Einzug in die WNBA-Finals Fiebich und Sabally im Empire State of Mind
Leonie Fiebich und Nyara Sabally stehen kurz vor dem größten Erfolg ihrer WNBA-Karriere. Was zeichnet die beiden Nationalspielerinnen aus und wie führte sie ihr Weg in die beste Basketballliga der Welt?
Schon nach dem Sieg zur 2:0 Führung in den Conference Finals war die Stimmung ausgelassen. Gemeinsam mit Superstar Alicia Keys feierten die New York Liberty den Erfolg gegen die Las Vegas Aces in der Kabine. Mit dem 3:1-Finaleinzug gegen die Vorjahres-Finalgegner haben sie am Sonntag (06.10.2024, Ortszeit) nun endgültig Revanche genommen. Mittendrin im Spektakel zwischen Superstars wie Spike Lee oder Pop-Ikone Keys sind Leonie Fiebich und Nyara Sabally.
Die klassischen Hauptrollen im sportlich so erfolgreichen Theaterstück kommen den beiden deutschen Nationalspielerinnen aber (noch) nicht zu. Dennoch leisten sie neben den beiden Superstars ihres Teams, Sabrina Ionescu und Breanna Stewart, immens wichtige Arbeit.
Sabally ist Rotationsspielerin, Fiebich hingegen zu Beginn der Playoffs eine Leistungsexplosion gelungen, die sie als Starterin in der Formation der Liberty etabliert hat. So verschieden also die Rollen der beiden in ihrem Team sind, so ist auch ihr Weg in die beste Liga der Welt durch Unterschiede geprägt.
Über Umwege in die WNBA
Für Leonie Fiebich begann der professionelle Basketball in Wasserburg. Gleich in ihrer ersten Saison wird die 1,93 Meter große Flügelspielerin zum "Rookie des Jahres" gewählt, doch im Jahr darauf bremst sie ein Kreuzbandriss komplett aus. Es ist bereits der zweite in ihrer noch jungen Karriere.
"Für viele ist so eine Verletzung ein riesiger Schock, auch der erste Kreuzbandriss war nicht leicht für sie", sagt Imre Szittya, Fiebichs langjähriger Jugendtrainer und Wegbegleiter: "Doch Leonie hat nie aufgegeben und vor allem in der Reha mentale Stärke und Einsatz gezeigt. Das ist nicht selbstverständlich, das zeichnet sie aus."
Gedraftet - aber noch nicht in der WNBA angekommen
Und so draften die Los Angeles Sparks die Senkrechtstarterin spät an Stelle 22 in der zweiten Runde (2022). In die WNBA ging es daraufhin aber nicht. Der Kreuzbandriss war noch nicht lang her und die Covid-19-Pandemie bittere Aktualität. Über den Umweg Frankreich ging es für Fiebich nach Spanien zu Casademont Zaragoza.
Dort gelingt ihr in der zweiten Saison der große Durchbruch. Mit 11,5 Punkten im Schnitt und 44,4 Prozent Dreierquote wird sie MVP der Liga. Nun bereit für den Sprung über den Atlantik, stößt sie zum Team der New York Liberty, die ihre Spielerinnenrechte in einem Trade erworben haben. Dort wartete im Frühjahr bereits Nationalmannschaftskollegin Nyara Sabally.
Zukünftiger Superstar?
Anders als ihre deutsche Teamkollegin hat Sabally eigentlich den klassischen Weg einer Ausnahmespielerin in die WNBA genommen. Vom TuS Lichterfelde ging es für die Berlinerin ans College zu den Oregon Ducks, anschließend folgte der Draft 2022. An fünfter Stelle wird Sabally in der ersten Runde ausgewählt, nicht selten eine Position von zukünftigen Stars der Liga.
Nyara Sabally (l.) in Aktion
Das ist die Nationalspielerin in New York aber bisher nicht. Die Saison 2022 verpasste die Neu-New Yorkerin aufgrund einer Knieverletzung komplett. Anschließend konnte sie sich in einem stark besetzten Team erst einmal als Bankspielerin etablieren.
Noch nicht alles ausgeschöpft
Geht es nach Ireti Amojo, Saballys ehemaliger Mitspielerin in Lichterfelde und Basketball-Expertin, ist ein Detail entscheidend für den Durchbruch.
"Nyara war für eine Spielerin ihrer Größe schon immer sehr agil und hat ein extrem gutes Ballhandling", erklärt Amojo gegenüber der Sportschau: "Ihr größtes Potenzial liegt sicherlich bei ihrem Dreier. Kann sie ihn finden, ist sie unschlagbar und wird eine größere Rolle im Team einnehmen."
Fiebich explodiert
Was bei Sabally in nicht allzu ferner Zukunft sicherlich noch Form annehmen kann, zeichnet sich bei ihrer Nationalmannschaftskollegin in der Gegenwart ab. Schon in der regulären Saison war Fiebich mit ihrer Größe, ihrem exzellenten Dreier, in der Defensive sowie mit ihren klugen Bewegungen abseits des Balles eine wichtige Rotationsspielerin.
Zum Start der Playoffs gegen Atlanta ändert sich jedoch einiges für die Landsbergerin. Trainerin Sandy Brondello brachte die 24-Jährige von Anfang an, da ihre Stärken die Schwächen der Gegnerinnen aus Atlanta deutlicher entlarvten als die ihrer Teamkollegin Courtney Vandersloot. Und die frisch Berufene zahlte das Vertrauen zurück.
Raketenstart in die Postseason
Furchtlos erzielte die Playoff-Novizin bärenstarke 21 Punkte bei ihrem ersten Postseason-Auftritt überhaupt. Dies lässt nun auch die großen Medienanstalten in den USA um ESPN aufhorchen. Analysen und Interviewfeatures vor und nach den Spielen wirken nur wie der Anfang einer Erfolgsgeschichte, sollte die Nationalspielerin Niveau und Gesundheit beibehalten können.
Leonie Fiebich (l.) in Aktion
Geht es nach ihrem Förderer Szittya, der die gesamten Playoffs gespannt aus der bayrischen Heimat verfolgt hat, fehlt Fiebich nicht mehr viel, um sich für noch höhere Aufgaben zu qualifizieren: "Gerade ist Leonie vor allem wegen ihrer überragenden Defense und ihrem Distanzwurf wichtig für ihr Team", so Szittya: "Schafft sie es, mit dem Ball in der Hand noch häufiger zum Korb zu ziehen, dann hat sie nach oben hin kein Limit."
Fortsetzung des Leistungsbooms im Frauen-Basketball
Leonie Fiebich und Nyara Sabally stehen vor den größten Spielen ihrer Karriere sinnbildlich für einen nie dagewesen Aufschwung im deutschen Frauenbasketball, der spätestens durch die Goldmedaille des 3x3-Teams bei den Olympischen Spielen in Paris nicht mehr zu übersehen ist.
Gewinnen sie die Finalserie, die am Donnerstagabend (10.10.2024, Ortszeit) beginnt, dürfte die Karaoke-Einlage mit Superstar Alicia Keys wohl nicht die letzte in ihrer Laufbahn gewesen sein.