Heike Henkel

Hochspringerin Heike Henkel - Leverkusener Olympiasiegerin wird 60

Stand: 04.05.2024 11:55 Uhr

Der Olympiasieg 1992 wird für ewig unvergessen bleiben: Heike Henkel feiert rund 32 Jahre nach ihrem größten sportlichen Triumph am Samstag (04.05.2024) ihren 60. Geburtstag.

Im August 2022 jährte sich ihr größter Triumph zum 30. Mal: Es war am 8. August 1992, als sich Heike Henkel im Olympiastadion von Barcelona in der Sportszene unsterblich machte: Sie meisterte seinerzeit die Höhe von 2,02 Metern - im ersten Versuch. In diese Höhen sprang an diesem Nachmittag keine ihrer Konkurrentinnen. Henkel holte sich die olympische Goldmedaille vor der Rumänin Alina Astafei, die zwei Zentimeter weniger schaffte.

30 Jahre später erinnerte sich Henkel an den damaligen Nachmittag: "Ich weiß, dass es auch anders hätte laufen können. Ich scheiterte zweimal an den 1,97 Metern, hätte da schon frühzeitig weg sein können." Im dritten Versuch schaffte sie aber die Höhe und sprang anschließend gleich im ersten Versuch über 2,00 Meter und schließlich die Gold-Höhe.

"Voll auf den Sieg fokussiert"

Es war sozusagen der Höhepunkt einer regelrechten dreijährigen Siegesserie, in der die gebürtige Norddeutsche, die 1985 nach Leverkusen wechselte, auch den lange Jahre währenden Hallen-Weltrekord mit 2,07 Metern aufgestellt hatte. Von daher war die in Kiel geborene Athletin als Favoritin in den Wettbewerb gegangen. "Ich war voll auf den Sieg fokussiert, habe das einfach von mir erwartet", berichtet sie.

Unter ihrem Mädchennamen Heike Redetzky schaffte sie zwischen 1979 und 1980 den Sprung in den Leistungssport - sie steigerte ihre Sprunghöhe damals innerhalb eines Jahres von 1,69 auf 1,85 Meter. Nach dem Abitur war der Wechsel 1985 zu Gerd Osenberg nach Leverkusen der Schlüssel zum ganz großen Erfolg. "Osenberg und ich schwammen auf einer Wellenlänge. Er war für mich und meine Erfolge das entscheidende Mosaikstückchen", beschrieb Henkel später.

Abonnementsmeisterin in Deutschland

Heike Henkel

Heike Henkel

Zu dieser Zeit hatte sie die Nachfolge Ulrike Meyfarths auch auf internationaler Bühne angetreten. In Deutschland war sie längst zur Abonnementsmeisterin geworden. Von 1984 bis 1988, danach auch von 1990 bis 1993, wurde sie Freiluftmeisterin, bei den Hallenmeisterschaften siegte sie in Serie von 1985 bis 1993. 1988 scheiterte sie bei den Olympischen Spielen in Seoul noch in der Qualifikation.

Ein Jahr später rückte sie jedoch bereits in den "Klub der Zweimeterspringerinnen" auf. Henkel erwies sich immer mehr als Wettkampftyp. "Das Geheimnis des Erfolgs ist ihre Stärke im Kopf", urteilten die Fachgazetten. Trainer Osenberg charakterisierte "seine" Athletin so: "Sie springt beständig auf hohem Niveau. Sie macht keine Skandale, geht mit dem Erfolg nach außen hin reserviert, fast kühl um, ist im Umgang mit der Öffentlichkeit vorbildlich, nicht übergeschnappt. Sie ist selbstsicher, selbstkritisch. Sie kann schlecht verlieren."

Rückkehr nach der Geburt zweier Kinder

Das alles führte zu sportlichen Triumphen und später zu beeindruckenden Ereignissen im "Leben danach". Nach der Geburt ihrer ersten beiden Söhne schaffte sie es, noch einmal in den Leistungssport zurückzukehren. 1999 wurde sie mit übersprungenen 2,00 Metern Deutsche Meisterin.

Daneben etablierte sich Henkel bereits während ihrer Karriere als aktive Kämpferin gegen Doping. Mit ihrer T-Shirt-Aufschrift "To Be Top Without Doping" hatte die Weltklasse-Hochspringerin bereits zu Beginn der 90er Jahre deutlich ihren energischen Kampf gegen Doping im Sport und Drogen in der Gesellschaft artikuliert.

Kämpferin für sauberen Sport

Offensiv trat sie für ehrlichen Sport ein: "Auch ich als saubere Athletin muss ständig um meine Glaubwürdigkeit kämpfen. Mit einigen anderen will ich zeigen, dass Doping nicht nötig ist. Deshalb trete ich nur noch da an, wo auch Kontrollen stattfinden", erklärte sie bereits 1990.

Seit 2003 gehört die ehemalige Top-Athletin zum Vorstand der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA). Ihre Aufgabe im NADA-Vorstand beschrieb Henkel wie folgt: "Ich sehe meine Aufgaben darin, meine Erfahrungen als ehemalige Hochleistungssportlerin einzubringen und Impulse zu geben sowie Entscheidungen aus Sicht der Athleten mitzutragen."

Berufliche Karriere nach dem Sport

Der überaus ehrgeizigen Athletin war der Sport stets sehr wichtig, gleichzeitig kümmerte sie sich bereits früh um ihre Ausbildung abseits des Hochleistungs-Sports. Gleich nach dem Abitur arbeitete sie vier Stunden pro Tag in der Werbeabteilung der Bayer AG in Leverkusen. Danach studierte sie Grafik-Design und schloss das Studium 1995 mit dem Diplom erfolgreich ab. Besonders interessiert war sie immer an Mode, später arbeitete sie als Repräsentantin mehrerer Bekleidungshersteller.

35-jährig gab Henkel ihrem Leben eine neue Wendung. Längst getrennt von Ehemann Rainer, fand sie 1999/2000 mit Ex-Zehnkämpfer Paul Meier zusammen. Die diplomierte Grafik-Disignerin hält bis heute Vorträge über Motivation, Erfolg und Misserfolg. Und sie wurde ein drittes Mal Mutter. Marlene heißt die Tochter des Leichtathletik-Paares, das beides genießt: seine Prominenz und mehr noch seine Bodenständigkeit, aller Popularität zum Trotz.