Turnierstart der "Roten Teufel" Belgien - die "Goldene Generation" und ihre Sehnsucht nach einem Titel

Stand: 11.06.2021 13:30 Uhr

Belgiens Nationalmannschaft gilt vor der EURO 2020 als Titelfavorit, neu ist das nicht. Doch Titel hat Belgien mit der "Goldenen Generation" noch keine gewonnen. Das soll sich diesmal ändern.

Was für ein beeindruckender Vorlauf: Aus den zehn Spielen in der Qualifikation zum EM-Turnier erzielte Belgien zehn Siege. Gut, es war eher nicht die stärkste Gruppe mit Russland, Schottland, Zypern, Kasachstan und San Marino. Aber eine Torbilanz von plus 37 muss auch erst einmal herausgeschossen werden - die beste übrigens aller 55 Mannschaften in der Qualfikation und die Einstellung des Torrekords, den Spanien in den Vorspielen zum EM-Turnier 2000 aufgestellt hatte.

Team gespickt mit Stars

Aber nicht nur deswegen zählt das belgische Team, das aktuell die FIFA-Weltrangliste anführt, auch diesmal wieder zum Favoritenkreis auf den EM-Titel. Sondern vor allem, weil die Belgier eine sehr starke Mannschaft haben mit dem bulligen Stürmer Romelu Lukaku, mit dem Chefstrategen Kevin De Bruyne, der von den Premier-League-Kollegen nach 2020 erneut zum Spieler der Saison in England gewählt wurde, und mit dessen kongenialem Partner Youri Thielemanns von Leicester City.

Die offensiven Dries Mertens vom SSC Neapel und Yannick Carrasco von Atletico Madrid dürfen in der Aufzählung edler belgischer Spieler nicht fehlen, ebenso wenig wie Weltklasse-Torhüter Thibaut Courtois von Real Madrid.

Martinez hofft auf die "Goldene Generation"

In jedem Fall setzt Trainer Roberto Martinez auf die gewachsene Routine seiner Mannschaft. "Nichts bereitet dich besser vor als die Erfahrung vorheriger Turniere. Wir haben bei der vergangenen WM Platz drei erreicht, das Halbfinale zwar verloren, aber insgesamt sechs Spiele gewonnen. Das macht dich zu einem anderen Team. Das sind wir. Das ist die goldene Generation", sagte Martinez und ließ eine Menge Optimismus mitklingen. Martinez war es, der die "Roten Teufel" vor drei Jahren zu eben diesem dritten Platz geführt hatte.

Zwei Jahre zuvor beim letzten EM-Turnier zählte die Mannschaft vom damaligen Trainer Marc Wilmots ebenfalls zum Favoritenkreis. Am Ende war Schluss im Viertelfinale.

Witsel und De Bruyne müsssen sich gedulden

Nun ist vor dem mit Spannung erwarteten Spiel gegen die Russen am Samstag (12.06.2021) längst nicht alles strahlend rund um das belgische Team. Starspieler De Brunye schlägt sich noch mit seinem Augenhöhlenbruch herum, den er im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea erlitten hatte. Für ihn wird die Russland-Partie wohl zu früh kommen. Nach belgischen Medienerichten wird der frühere Wolfsburger nicht mit der Mannschaft nach St. Petersburg reisen und erst zum zweiten Gruppenspiel der Belgier gegen Dänemark am kommenden Donnerstag (17.6., 18 Uhr) dabei sein können.

Sogar Belgiens König Philippe bangt dann auch um den Einsatz von "KDB". Ob er denn zum EM-Start fit sei, wollte der Monarch bei seinem Besuch im Trainingscamp am Donnerstag vom belgischen Superstar wissen. "Ich hoffe, dass ich vom zweiten Spiel an mitspielen kann", antwortete De Bruyne schüchtern. Der König war damit offensichtlich zufrieden: "Ich bin sehr froh, dass Sie zurück sind."

Kritik an der Abwehr

Auch der Dortmunder Axel Witsel muss wohl noch warten. Witsel hatte sich im Januar einen Achillessehnenriss zugezogen, aber immerhin schon wieder mit der Mannschaft trainiert.

Die Kritiker haben vor allem die Abwehr in den Fokus genommen. Jan Vertonghen (34 Jahre alt) und Toby Alderweireld (32) seien über ihren Zenit, so sagen die pessimistischen Stimmen. Dieses "Oldie"-Duo könne längst nicht mehr das Tempo früherer Jahre gehen, während Nachrücker wie Dedryck Boyata von Hertha BSC noch nicht die internationale Klasse besäßen.

Letzte Tests ohne Glanz

In den letzten Testspielen gegen Griechenland (1:1) und Kroatien (1:0) spielten die mit vielen Reservisten besetzten "Red Devils" mit angezogener Handbremse. Das wird sich gegen die Russen ändern. Die Belgier werden alles dransetzen, den ersten Akzent schon in diesem Spiel zu setzen.