Schottische Fans verlassen eine Bahn am Kölner Stadion.

Züge "gefährlich überfüllt" Schottlands Fans warnen vor schlechter Organisation in Deutschland

Stand: 22.06.2024 16:01 Uhr

Die schottischen Fans liefern das freundliche Gesicht der EM. Ein Fanbündnis aus Schottland kritisiert jedoch die Organisation der Spiele in Deutschland - vor allem im Nahverkehr.

Die Kapazitäten seien bei Schottlands Spielen in München und Köln zu gering gewesen, schreibt die Association of Tartan Army Clubs (ATAC). "Die Züge sind unzuverlässig, glühend heiß und weit über ihr Fassungsvermögen mit Fans vollgestopft worden", teilt ATAC mit. Die Züge von und zu den Stadien in München und KöIn seien "gefährlich überfüllt" gewesen.

Schottische Fans bemängeln fehlende Infrastruktur

Das Kölner Stadion liegt im Westen der Stadt. Von dort hätten die Straßenbahnen zurück in die Innenstadt "ewig gebraucht, um eine relativ kurze Fahrt zurückzulegen, da sie immer wieder ohne Grund anhielten", schreibt ATAC. Mehrere Fans seien die letzten Kilometer zu Fuß gegangen. "Wenn die UEFA darauf besteht, dass Spiele um 21 Uhr angepfiffen werden, müssen die öffentlichen Verkehrsmittel verbessert werden."

ATAC schreibt, die Zahl von rund 100.000 schottischen Fans im Umfeld der Spiele sei angekündigt worden. Es sei klar geworden, "dass für Veranstaltungen dieser Größe nicht genügend unterstützende Infrastruktur vorhanden ist".

Schottland brachte viele Fans zum Turnier nach Deutschland mit.

Schottland brachte viele Fans zum Turnier nach Deutschland mit.

"Eine Frage der Zeit, bis etwas passiert"

Die Fans seien beim Eröffnungsspiel gegen Deutschland aufgefordert worden, früh zum Stadion im Norden Münchens anzureisen. Das aber sei durch lange Warteschlangen an den Bahnen verhindert worden. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) schrieb nach dem Spiel, dass es "ein Kraftakt" gewesen sei und räumte vereinzelte Störungen ein. Wegen des Andrangs hätten einzelne Bahnstationen gesperrt werden müssen.

ATAC rät schottischen Fans von deutschen Stadien möglichst "zu Fuß in die Stadt zurückzukehren" und sich vorher mit Getränken zu versorgen. "Für Fans mit kleinen Kindern, für ältere Fans oder Menschen mit Behinderungen ist das natürlich nicht sonderlich attraktiv." Wenn sich nichts ändere, "ist es eine der Frage der Zeit, bis etwas passiert". Schottland spielt am Sonntag um 21 Uhr in Stuttgart gegen Ungarn. Insgesamt werden 150.000 Menschen erwartet.

Kritik englischer Fans an Gelsenkirchen

Nach dem Spiel zwischen England und Serbien in Gelsenkirchen hatten englische Fans die langen Wartezeiten kritisiert. Vor allem beim Weg zur Straßenbahn am Schalker Stadion kam es nach dem Spiel zu großem Andrang. Viele Fans berichteten davon, noch rund zwei Stunden nach dem Abpfiff am Stadion oder drei Stunden nach dem Spiel am Hauptbahnhof warten zu müssen.

Englische Fans an einer Straßenbahn in Gelsenkirchen

Englische Fans an einer Straßenbahn in Gelsenkirchen

"Wir sind bestürzt über das, was die Fans beim gestrigen Spiel in Gelsenkirchen durchmachen mussten", schrieb die englische Fanbotschaft in einer Mitteilung. "Es ist schlichtweg lächerlich, dass bei einem großen Turnier Fans drei Stunden nach Spielende im Gelsenkirchener Hauptbahnhof festsitzen." Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra) wies die Kritik zurück, die Abreise habe planmäßig funktioniert. Die UEFA teilte auf Anfrage mit, dass das Thema angesprochen worden sei und es beim Spiel Italien gegen Spanien in Gelsenkirchen keine weiteren Probleme gegeben habe.

Englische Fans am Bahnsteig am Stadion in Gelsenkirchen

Englische Fans am Bahnsteig am Stadion in Gelsenkirchen

UEFA und DFB riefen "grüne EM" aus

Die EM 2024 wird von UEFA und DFB als grünes und nachhaltiges Turnier beworben. Viel hängt dafür von einem Akteur und dessen Zuverlässigkeit ab: der Deutschen Bahn. Für Ticketinhaber sollen vergünstigte Fahrkarten im Fernverkehr ein nachhaltiges Reisen bei der EM möglich machen. Vor Ort soll in Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben ein kostenloser Nahverkehr helfen.

Das Schienennetz in Deutschland wird von der Deutschen Bahn selbst, dem Verkehrsbündnis "Allianz pro Schiene" und dem Fahrgastverband "Pro Bahn" gleichermaßen als veraltend und in schlechtem Zustand beschrieben. Eine Generalsanierung bis 2030 soll nach der EM beginnen.