DFB-Lehrgang Nationaltrainer Nagelsmann - wenig Zeit, viele Baustellen
Der letzte DFB-Lehrgang vor Beginn der Fußball-EM hat begonnen. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat den Kader stark verändert. Für den Neustart seines Teams hat der 36-Jährige wenig Zeit.
Der Beginn dieser Dienstwoche beim Deutschen Fußball Bund (DFB) gestaltete sich für Julian Nagelsmann erst einmal entspannt. Während seine Nationalspieler am Montag (18.03.2024) nach und nach in ein Hotel in Neu-Isenburg eincheckten, reiste der Bundestrainer mit DFB-Sportdirektor Rudi Völler in die rheinland-pfälzische Provinz, um an der Grundschule Essenheim junge Fans auf die EM 2024 einzustimmen.
Während Völler vor lauter Autogramme schreiben ins Schwitzen geriet, war Nagelsmann sichtlich erfreut von der Begeisterung, die die kleinen Fußballfans 83 Tage vor dem Start der Heim-EM an den Tag legten. "Ich hoffe, dass es nach diesem Lehrgang ähnlich gut zu Ende geht, wie es heute angefangen hat", sagte der 36-Jährige.
Allein das Leistungsprinzip gilt
Die Herausforderungen, die auf Nagelsmann warten, sind allerdings nicht gerade klein. Und das hängt nicht nur mit den anstehenden Testspielen gegen so renommierte Gegner wie Frankreich (Samstag um 21 Uhr in Lyon) und den Niederlanden (Dienstag um 20.45 Uhr in Frankfurt) zusammen. Rund um das DFB-Team liegt eine spürbare Anspannung in der Luft.
Zum einen sind da die schlechten Ergebnisse zuletzt gegen Österreich (0:2) und die Türkei (2:3), die in der öffentlichen Wahrnehmung weiterhin nachwirken. Zum anderen hat Nagelsmann bei seiner Kaderzusammenstellung so gut wie keine Rücksicht auf große Namen genommen. Der Bundestrainer hat allein das Leistungsprinzip als Richtschnur genommen.
Datum | Gegner | Ort |
---|---|---|
23.03.24 | Frankreich | Lyon |
26.03.24 | Niederlande | Frankfurt |
03.06.24 | Ukraine | Nürnberg |
07.06.24 | Griechenland | Mönchengladbach |
14.06.24 | Schottland | München (EM) |
19.06.24 | Ungarn | Stuttgart (EM) |
23.06.24 | Schweiz | Frankfurt (EM) |
International unerfahrene Spieler, Pavlovic fällt aus
Was auf den ersten Blick als logischer Schritt nach den oftmals schwachen Leistungen der DFB-Elf der Vormonate aussieht, birgt allerdings auch Gefahren. Nagelsmann muss es innerhalb kürzester Zeit mit nur wenigen Trainingseinheiten gelingen, diese neu zusammengestellte Mannschaft bestmöglich zusammenzufügen.
Mit Maximilian Mittelstädt, Waldemar Anton, Jan-Niklas Beste, Maximilian Beier und Deniz Undav sind fünf Nationalelf-Novizen dabei, die sich zwar in der Bundesliga in Top-Form befinden, die allerdings gar keine oder nur sehr wenig internationale Erfahrung vorweisen können. Auch Chris Führich kann bislang lediglich auf einen Kurzeinsatz im Nationaldress im vergangenen Oktober gegen die USA verweisen.
Auch Alexander Pavlovic, der zuletzt beim FC Bayern überzeugte, gehörte erstmals zum Aufgebot für die beiden Testspiele. Der 19-Jährige musste aber wegen einer Mandelentzündung für beide Spiele absagen.
"Es geht nicht darum, die 20 Besten von den bekanntesten Klubs zu haben, sondern die 20, die am besten zusammenpassen", sagte Nagelsmann bei der Vorstellung seines Kaders mit vielen Unbekannten.
Abwehrarbeit und Hierarchie
Zudem muss der Fußballlehrer rund um Rückkehrer Toni Kroos ein Mittelfeld zusammenbauen, das in der Offensive Akzente setzen kann, gleichzeitig aber defensiv so stabil ist, um auf höchstem internationalen Niveau konkurrenzfähig zu sein. Gerade die Abwehrarbeit der DFB-Elf gab in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Anlass zur großer Sorge.
Zudem wird sich in den acht Tagen des Lehrgangs auch so etwas wie eine neue Hierarchie bilden müssen, zumal Kapitän Ilkay Gündogan mit Kroos einen überaus erfahrenen und deutlich höher dekorierten Mitspieler bekommt.
Neue Energie durch Konkurrenzkampf
Julian Nagelsmann hat einen neuen Konkurrenzkampf für die Heim-EM ausgerufen und muss nun in den nächsten Stunden und Tagen damit beginnen, die zusätzliche Energie der Spieler in die richtigen sportlichen Bahnen zu lenken.
So entspannt und beschaulich wie in der Grundschule in Essenheim dürfte es deshalb für den Bundestrainer in den kommenden Tagen wohl kaum werden.