Australiens Spielerinnen bejubeln den Sieg nach Elfmeterschießen.
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Tiki-Taka und Euphoriewelle Weltmeister Spanien und die Gastgeber sind wahre Gewinner

Stand: 20.08.2023 16:18 Uhr

Mit begeisterndem Offensivfußball ist Spanien durch die Weltmeisterschaft gerauscht und hat diese Qualität auch im Finale unter Beweis gestellt. Tiki-Taka Fußball gibt es jetzt auch bei den Frauen. Ein wahrer Weltmeister. Gewinner dieser ersten Frauenfußball-Weltmeisterschaft Down Under sind aber auch die beiden Gastgeber Australien und Neuseeland, meint Martina Knief in ihrem Kommentar.

Von Martina Knief

Vor allem in Australien hat alle diese Welle der Euphorie rund um die "Matildas" mitgenommen. Wie sportlich fair sie auch mit den anderen Teams umgegangen sind, war begeisternd. Australien hat gezeigt, dass es ein sportverrücktes Land ist. Und ist jetzt auch ein Fußball-Land, ein Frauenfußball-Land.

Erstmals wurde eine Frauenfußball-Weltmeisterschaft mit 32 Mannschaften gespielt, ein Wagnis mit Happy End. Der Sport hat sich weltweit weiterentwickelt, wird ernst genommen und unterstützt. Die WM-Überraschungen sind nur äußerst positive. Jamaika, Marokko oder Kolumbien haben die Achtelfinalspiele bereichert. WM-Debütanten wie Panama oder Haiti haben nicht enttäuscht. Durch ihre Teilnahme animieren sie Mädchen in ihren Ländern, Fußball zu spielen.

Enttäuscht haben dagegen zwei große Frauenfußball-Nationen. Titelverteidiger USA hat es immerhin bis ins Achtelfinale geschafft, der zweimalige Weltmeister Deutschland ist die wohl größte WM-Enttäuschung. Raus nach der Vorrunde, noch nie war eine DFB-Auswahl so schlecht. Und das in der vermeintlich leichtesten Gruppe.

Deutschland - zu viel falsch oder zu wenig richtiggemacht?

Vor einem Jahr noch spielte Deutschland mit dem WM-Zweiten England auf Augenhöhe, unterlag im EM-Finale nur unglücklich. Und jetzt - trennen beide Mannschaften Frauenfußball-Welten. War es im Sommer 2022 nur Glück? Oder wurde in einem Jahr viel falsch oder zu wenig richtiggemacht?

Die Qualität kann man der deutschen Mannschaft nicht absprechen, die Spielerinnen konnten sie in Australien nicht abrufen. Es fehlten Wille, Leidenschaft und Mut. Dinge, die beim DFB gefordert und gefördert werden müssen. Und das nicht erst bei den Nationalspielerinnen. Es fehlen auch mutige Entwicklungen in der Bundesliga und im Nachwuchs.

Schritt halten mit der rasanten Entwicklung

Die Ligen der beiden Finalteilnehmer sind top. Hier spielen die besten Fußballerinnen, hier wird am meisten bezahlt. Spanien hat in den vergangenen Jahren viele Erfolge im Nachwuchsbereich gefeiert. Diese haben sich jetzt erstmals auch im Frauenbereich ausgezahlt.

Der Frauenfußball hat weltweit mit der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland einen weiteren großen Entwicklungsschritt gemacht. Der deutsche Frauenfußball muss aufpassen, dass die Lücke nicht zu groß wird. Besser noch, dass die Lücke schnellstmöglich wieder geschlossen wird.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 20.08.2023 | 12:00 Uhr